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Barrieren überwinden, Angebote schaffen
Jährliche Tagung der Volontär*innen an Orten der Aufarbeitung des Nationalsozialismus
"Die Grenzen zwischen der Gedenkstätte und der lokalen Gesellschaft verwischen" – Dieses Ziel formulierten Volontär*innen an Orten der Aufarbeitung des Nationalsozialismus am Ende ihrer Tagung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Das ist dort vor Ort in doppelter Weise der Fall: Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers – wie an vielen anderen Stellen in Deutschland – Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude. Doch mit dem sich später entwickelnden Bewusstsein für den Wert des historischen Orts wurden auch die Spuren des KZ wieder sichtbar gemacht. Das führte zu einer heute seltsam anmutenden Mischung: Mitten durch den ehemaligen Appellplatz geht eine Zufahrtsstraße zum Wohngebiet, die dort stehenden Häuser blicken über den Platz auf die ehemalige Lagerküche und Wäscherei bis hin zum nur noch in Resten freigelegten Arrestbau. Ein Lagerzaun ist nicht mehr sichtbar.
Neben der räumlichen Verwischung der Grenzen werden weitere, noch wichtigere Barrieren abgebaut: Die Gedenkstätte ist offen für die Belange der Bürger*innen – sei es durch inklusiv gestaltete Bildungsangebote, von Anwohner*innen durchgeführte Führungen oder auch die Frage nach der Zukunft der Gedenkstätte, die mit neuen Flächen auch die Möglichkeit zu partizipativen Formaten erhält. Denn das Gelände des historischen KZ-Steinbruchs, das bis heute noch gewerblich genutzt wird, wird zusammen mit den dort stehenden Wirtschaftsgebäuden in den Besitz der Gedenkstätte übergehen. All diese Aspekte waren auch Thema bei Führungen, Gesprächsrunden und Input-Vorträgen für die Teilnehmenden.
Der Ort repräsentiert damit in besonderer Form eine Tendenz, die sich auch an anderen Stellen in Deutschlands Gedenkstättenlandschaft zeigt, wie im Austausch klar wurde: Sei es in Neuengamme oder eben auch in der Villa ten Hompel, es wird immer relevanter, im Austausch zu bleiben über gegenwärtige und zukünftige Ansprüche an die historisch-politische Bildung und die Erinnerungskultur, analog wie digital. Dafür sind auch die unterschiedlichen Bereiche einer Gedenkstätte – Sammeln, Forschen, Ausstellen, Vermitteln, ... – relevanter denn je.
Und mit Blick auf die anderen großen wie kleinen Gedenkstätten wurde am Ende des letzten Tagungstages klar: Die Villa ten Hompel besitzt mit ihren diversen Besucher*innengruppen, der großen, objekthaften Sammlung, dem Austausch mit Stadtgesellschaft und Initiativen gute Voraussetzungen für eine spannende Zukunft.