Seiteninhalt
"Alte Zeit" und "Neue Zeit"
Bildliche Zeugnisse im Polizeipräsidium Wuppertal
Das Polizeipräsidium in Wuppertal und die Villa ten Hompel – auf den ersten Blick scheinen die beiden Orte nicht viel miteinander zu tun zu haben, von ihrem Bezug zur Polizei und ihrer Geschichte einmal abgesehen. Doch auf einen zweiten Blick zeigen sich Gemeinsamkeiten und einige kunsthistorische Besonderheiten. Auf Einladung des Historikers Klaus Theisen vom rheinisch-bergischen Zentrum für Polizeigeschichte, das im Polizeipräsidium Wuppertal angesiedelt ist, waren Mitarbeitende des Geschichtsortes vor Ort. Er zeigte nicht nur die im Erdgeschoss untergebrachte, den Mitarbeitenden wohl bekannte Wanderausstellung „Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat“, sondern auch vier Wandbilder, die auch in Polizeiseminaren in der Villa ten Hompel immer wieder Thema sind: Gemalt von Hans Kohlschein, sind sie in ihrer geschichtsklitternden Ausgestaltung schnell als Werke aus der NS-Zeit zu erkennen. Die beiden Wandbilder im ersten Obergeschoss zeigen zwei Reitergruppen, einmal drei ritterliche Reiter aus dem Mittelalter (betitelt als „Die alte Zeit“) und dann drei Personen auf Pferden, die durch ihre Uniformen als SS-Mann, Polizist und Soldat zu erkennen sind (betitelt als „Die neue Zeit“). Die Botschaft, an eine glorifizierte Vergangenheit anzuknüpfen und damit auch dem NS-Regime historische Legitimität zu verleihen, ist durch die Darstellung an zwei nebeneinanderliegenden Wänden offensichtlich. Ein Stock darüber veranschaulichen zwei weitere Wandbilder die agrarromantisch verkitschte Vorstellung von Arbeit, einmal industriell, einmal auf dem Feld, aber stets mit ideologischer Verbrämung.
Die Bilder waren 1999 bei Renovierungsarbeiten unter weißer Farbe entdeckt worden, zwischenzeitlich hatte man sie mit einem Tuch abgehangen. Mittlerweile nutzen das Polizeipräsidium und Klaus Theisen die Bilder als Teil eines bewussten Umgangs mit der Geschichte der Institution. Denn in dem Haus, das in der NS-Zeit gebaut worden war, war nicht nur die Polizei untergebracht, die selbst Verbrechen beging, sondern nach dem Krieg die regionale Entnazifizierungsbehörde. Im Saal 300 im obersten Stock fand 1967/68 der Prozess statt, bei dem 14 Polizisten für die Ermordung von über 1000 Jüdinnen*Juden in Białystok vor Gericht standen. Er wurde als „Białystok-Prozess“ bekannt.
An diesem Haus lässt sich also die Geschichte von der NS-Zeit bis zu Versuchen einer Aufarbeitung in der BRD ablesen. Wir danken Klaus Theisen für den eindrücklichen Rundgang und freuen uns auf weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Zukunft.