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"Politische Bildung zu stärken, ist jetzt unabdingbar"
Svenja Schulze, SPD-Bundestagsabgeordnete für Münster und Bundesentwicklungsministerin, war am Montag, den 22. Januar 2024, zu Gast in der Villa ten Hompel, um sich selbst ein Bild von der Arbeit am Geschichtsort zu machen. Das Team der Villa, unter Leitung von Stefan Querl, gab einen Einblick in zwei Ausstellungsräume der Villa. „Die Villa ten Hompel trägt durch ihre breiten Aufgabengebiete ganz entscheidend zur Förderung von Demokratie bei“, fasst Schulze ihre Eindrücke zusammen. „Gerade angesichts der anstehenden Europawahl und dem derzeit prognostizierten Rechtsruck ist es sehr wichtig, durch geschichtliche Aufarbeitung und Erinnerung deutlich zu machen: Nie wieder ist jetzt!“
Auch Kulturdezernentin Cornelia Wilkens war bei dem Besuch vor Ort und forderte, bei der Polizei NRW und ihren Hochschulen müsse vermehrt auch über Rassismus und Antisemitismus gesprochen werden. Bisher gebe es nur einzelne Präventionsangebote. Diese Berufsgruppe müsse institutionalisiert thematisches Wissen mitbekommen, um bei Diskriminierungen wirkungsvoll intervenieren zu können. Auch Ludger Hiepel, Beauftragter gegen Antisemitismus an der Universität Münster, setzt präventive Maßnahmen um. Die Universität Münster ist die erste in Nordrhein-Westfalen, die einen Beauftragten ernannt hat. Hiepel beobachtet aufmerksam Vorgänge an der Universität und fordert dazu auf, Antisemitismus zu benennen.
In Münster soll auch denen eine Stimme gegeben werden, die bislang im Diskurs nicht auftauchten. Die Geschichten der „vergessenen Verfolgten“, die in der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer sexuellen Orientierung oder aus sozialen Gründen diskriminiert, verfolgt und ermordet wurden, sollen auch erzählt werden. Resultierend aus einem großen Forschungs- und Gedenkprojekt stellt das Stadtarchiv in Kooperation mit dem städtischen Amt für Gleichstellung und der Villa ten Hompel auf seiner Webseite derzeit ausgewählte Lebensgeschichte von „vergessenen Verfolgten“ aus dem Münsterland vor. „Das Projekt zeigt auf, dass immer noch Wissenslücken aufzuarbeiten sind und geschichtliche Aufarbeitung ein andauernder Prozess ist“, resümiert Schulze. „Dass die Ergebnisse auch an Schulen weitergegeben und didaktisch umgesetzt werden sollen, ist der richtige Weg, denn politische Bildung in Schulen zu stärken, ist gerade jetzt unabdingbar.“ Klar wurde, dass der Blick in die Vergangenheit nicht ausreicht. Ein geschärftes Geschichtsbewusstsein soll Menschen dabei unterstützen, ihr Demokratieverständnis zu reflektieren und dabei zu schauen, welche Tendenzen dieses Verständnis bedrohen.