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Veranstaltungen
Rechtsterrorismus und rechte Gewalt in Westdeutschland (1979-1990)

Dr. Barbara Manthe sprach über Rechtsterrorismus und rechte Gewalt in Westdeutschland zwischen 1979 und 1990.
Wer erinnert sich an die Namen der Opfer rechter Gewalt der 1960er- und 1970er-Jahre? Mit dieser einleitenden Frage fand am 30. März 2022 die neue Veranstaltungsreihe zum Thema der rechten Gewalt in Deutschland nach 1945 im Rahmen der Mittwochsgespräche einen gelungenen Auftakt in der Villa ten Hompel.
Interessierte, die sowohl in den Räumlichkeiten der Villa ten Hompel, als auch über Zoom zugegen und zugeschaltet waren, konnten Dr. Barbara Manthes Ausführungen bezüglich ihrer Forschungen und ihres Schwerpunktthemas folgen: Der Geschichte des rechten Terrors bzw. des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik schwerpunktmäßig in den 1970er- und 1980er-Jahren. Michael Sturm, pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Münster (mobim), leitete moderierend durch das Abendprogramm.
Historikerin Barbara Manthe, die aus Bielefeld anreiste, informierte das Publikum über rechte Gewalt und staatliche/politische Verhaltensweisen sowie politisch-gesellschaftliche Reaktionen diesen gegenüber. Hierbei wies sie auf verschiedene Entwicklungsprozesse hin, etwa darauf, wie sich die Art und das Ausmaß rechter Gewalt in der Bundesrepublick in den 1980er-Jahren verschoben. Waren bis dahin vor allem rechtsterroristische Gruppen aktiv geworden, die organisierte Anschläge begingen, übten seit Mitte der 1980er-Jahre vor allem Neonazis im lokalen Kontext schwere Gewalt aus. Eine veränderte neonazistische Szenestruktur ging einher mit einem deutlichen Anstieg rassistisch motivierter Straf- und Gewalttaten. Dies geschah mit sich gleichzeitig verschiebender Wahrnehmung von Gewalt: Sie wurde weniger als terroristische denn als Jugendgewalt interpretiert. Thematisiert wurden auch Strategien, wie mit dieser Gewalt umgegangen werden solle, wobei auf Differenzen in der Reaktion bezüglich rechter gegenüber beispielsweiser linker Gewalt hingewiesen wurde.
In der abschließenden Fragerunde stellte Manthe sich den Fragen des Publikums, die von Geschlechterperspektiven im rechten Terrorismus über Fußball und Hooligan-Verbindungen hin zu Fragen eines Nord-Süd-Gefälles rechter Gewalt reichten. Hierbei wurde in den Überlegungen ein Rundumschlag von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart gegeben.
Ein großer Dank geht an Barbara Manthe und alle Beteiligten, dem Evangelisches Forum Münster e. V., Gegen Vergessen – Für Demokratie im Münsterland e. V., der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e. V. sowie dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte.