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Veranstaltungen
Forum am Donnerstag: Radikale Demokatiebildung am Un_Ort

Dr. Werner Friedrichs (Copyright: privat)
Donnerstag, 22. Mai, 19.00 Uhr
Vortrag und Gespräch mit Dr. Werner Friedrichs (Bayreuth / Hamburg)
Moderation: Naomi Roth (Münster)
Ort: Saal der Villa ten Hompel und online über Zoom
Wenn Gesellschaften vor existenziellen Herausforderungen stehen, ertönt reflexartig der Ruf nach mehr politischer Bildung. Unzählige Bekenntnisse werden abgelegt, Programme aufgelegt. Diese Krisenbewältigungslogik – Krise als Lerngelegenheit – war in den letzten 50 Jahren das vorherrschende Denkmotiv. Am Beginn des 3. Jahrtausends wird diese Krisen-Lern-Dramaturgie brüchig: Denn die gegenwärtigen Herausforderungen lassen sich immer weniger als lösbare Krisen beschreiben; sie gleichen eher einer Erschütterung des In-der-Welt-Seins – einem quake in being (Morton). Damit läuft die tradierte Aufklärungsgleichung, nach der das Vermitteln von mehr Wissen zu mehr subjektiver Autonomie und damit zu selbstbestimmter Handlungs- bzw. Krisenbewältigungskompetenz führt, ins Leere. Insbesondere der Fixpunkt einer subjektiven Autonomie löst sich nach langen Wurzelschmerzen sichtbar auf. Subjekte scheinen sehr viel mehr innerhalb eines In-der-Welt-Seins verwickelt zu sein als dass sie eine abgekapselte, humanistische, extraterrestrische Sonderstellung behaupten könnten. Die Grenzen zwischen Natur, Kultur, Technik und Humanem sind in Auflösung begriffen – ebenso die Idee, dass die Orientierung in der Welt von einer kognitiven Rechenmaschine namens Gehirn gesteuert wird. Damit ist die Frage nach neuen Selbst-Welt-Verhältnissen und daran unmittelbar anschließend nach neuen Bildungskonzepten aufgerufen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Diskussion und einen Ausblick auf den noch unfertigen Ansatz einer Radikalen Demokratiebildung am Un_Ort.
Dr. Werner Friedrichs ist Akademischer Direktor an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und leitet dort den Bereich Didaktik Politik und Gesellschaft. Zuvor hat er an unterschiedlichen Universitäten zu Fragen der Konzeption Politischer Bildung im Kontext postfundamentalistischer Theorien geforscht.
In Kooperation mit: Gegen Vergessen – Für Demokratie Regionalarbeitsgruppe Münsterland e.V.