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Veranstaltungen
Villa ten Hompel richtet Expertenforum aus

Täterperspektive brechen, historische Auseinandersetzung mit dem Eichmann-Prozess 1961 ermöglichen: die Villa-Delegation vor der Angeklagtenkabine aus dem Hauptverfahren in Jerusalem. Im Frühjahr hatte der noch lebende zweite Ankläger, Generalstaatsanwalt a.D. Gabriel Bach, die Ausstellung der Villa ten Hompel eröffnet. (Foto: Mareike Böke)
Wenn in einem Land wie Israel die Geschichte allgegenwärtig ist, wird die Vergangenheit schnell für politische Interessen instrumentalisiert. Für das deutsch-israelische Verhältnis genauso wie für das arabisch-jüdische Verständnis innerhalb Israels hilft deshalb der Austausch über die gemeinsame und trennende Geschichte.
Vier Historiker und Gedenkstättenmitarbeiter aus Münster besuchten Anfang Dezember eine Woche lang israelische Gedenkstätten und Bildungszentren, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Gemeinsames Thema ist die Erinnerung an NS-Verbrechen in beiden Ländern, auch unter Eindruck gegenwärtiger Ausgrenzungserscheinungen. Ermöglicht wurde die Reise im Rahmen eines landesweiten Austauschs durch den Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW, dessen Vorsitzender der Münsteraner Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Alfons Kenkmann ist. Er hat die von der Landeszentrale für politische Bildung in NRW und der Staatskanzlei finanzierte Reise gemeinsam mit Daniel Gollmann organisiert. Der freiberufliche Historiker führt das Vorstandsbüro des Arbeitskreises mit Sitz in der Villa ten Hompel.
Das erprobte Bildungskonzept des Geschichtsorts Villa ten Hompel für eine ganz besondere Berufsgruppe, angehende Justizvollzugsbeamte, konnte Stefan Querl in der International School for Holcaust Studies (ISHS) zur Diskussion stellen. Philipp Erdmann komplettiert das Münsteraner Quartett: Am Beispiel des an der Westfälischen Wilhelms-Universität angesiedelten Kooperationsprojekts mit der Villa ten Hompel zur Geschichte der Stadtverwaltung Münsters im Nationalsozialismus unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Großbölting kam er mit israelischen Kolleginnen und Kollegen über neue Ansätze der Täterforschung für historisch-politische Bildung ins Gespräch.
Bei dem Besuch weiterer Bildungs- und Forschungszentren wie dem „Ghetto Fighters House“ oder dem mit dem UNESCO-Preis für Friedenserziehung ausgezeichneten, aus einem Kibbuz entstandenen Givat Haviva wurden weitere Kontakte geknüpft.
Gerade angesichts zukünftiger Herausforderungen durch eine sich ständig ändernde Gesellschaft in Deutschland lud Prof. Alfons Kenkmann die Kolleginnen und Kollegen nach Nordrhein-Westfalen ein, um international über Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus zu diskutieren. Unter der Leitfrage, wie die Geschichte von NS-Tätern in die historische-politische Bildung integriert werden kann, möchte die pädagogische Abteilung ISHS in der israelischen Forschungs- und Gedenkstätte Yad Vashem noch Anfang 2016 Nordrhein-Westfalen und auch in die Villa ten Hompel besuchen.