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"Propaganda mit Meerblick"?
Zentrale Arbeitstagung für die Seminarreihen zur Aufarbeitung der NS-Zeit und DDR in der Bildungsstätte PRORA-ZENTRUM
„Propaganda mit Meerblick?“ In etwa so könnte das Ziel der Nationalsozialisten bei der Errichtung eines riesigen Seebads in Prora (Rügen) zusammengefasst werden. Mehr als 20.000 Menschen sollten hier gleichzeitig Urlaub machen können, als Belohnung für ihre harte Arbeit und um für kommende Aufgaben gewappnet zu sein. Kurz: um „Kraft durch Freude“ zu tanken. Fertiggestellt wurde der massive Bau in der NS-Zeit nicht. Dennoch erzählt der historische Ort heute davon, wie solche Anreize die sogenannte „Volksgemeinschaft“ fördern sollten – denn ihr nicht angehörende Personen sollten keinesfalls diese Möglichkeit einer Reise in das KdF-Seebad haben – und auch die Akzeptanz der nationalsozialistischen Diktatur in der Bevölkerung steigern konnten. Diese und weitere spannende Informationen erhielten Teamerinnen und Teamer der Villa ten Hompel und des Franz-Hitze-Hauses von Dennis Grunendahl, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bildungsstätte PRORA-ZENTRUM, während einer zentralen Arbeitstagung für die Seminarreihen zur Aufarbeitung der NS-Zeit und DDR vom 30. September bis 2. Oktober.
Nach einem ersten Kennenlernen und Teambuilding am Donnerstagabend führte Dennis Grunendahl am Freitag über das Gelände: Neben einem Teil des Gebäudekomplexes, in dem sich heute die Jugendherberge befindet, wird in den nächsten Jahren ein neues Dokumentationszentrum entstehen; einige Gebäude wurden renoviert und als Wohnungen vermietet; andere lassen sich heute nur noch als Ruinen bezeichnen, ungewiss, was in Zukunft mit ihnen passieren wird. Historische Fotos verbildlichten die (Bau-)Pläne der Nationalsozialisten und auch ihre gewünschte Außenwirkung als Propagandamittel.
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden über die didaktischen Methoden der Bildungsstätte, vor allem über Chancen und Herausforderungen des Ortes: Denn gleichzeitig erzählt der Bau auch von der DDR-Diktatur.
Als ehemaliger Sitz der Nationalen Volksarmee (NVA) beherbergte das Gebäude u. a. Bausoldaten, die diesen Dienst anstelle des regulären Wehrdienstes verrichteten. Die Schilderungen des ehemaligen Bausoldaten und Zeitzeugen Christoph Schmidt über seinen Alltag in Prora und anderen Einsatzorten ließen erahnen, welche belastenden und etwa wegen giftiger Substanzen gefährlichen Erfahrungen er in seiner Dienstzeit gemacht hatte. Die Einblicke in die Vermittlungsformate und die DDR-Geschichte zur NVA-Kaserne und als Ort der Zwangsarbeit vertieften die Teilnehmenden auch am letzten Tag im Gespräch mit Susanna Misgajski, Leiterin des Bildungszentrums.
Vielen Dank für die interessanten Diskussionen und Einsichten!
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