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Fundstück des Monats
Dezember 2023: Sammelkarten aus dem Krieg
Wissen um den Einsatz der Ordnungspolizei an der Front
Lange gaben große Teile der deutschen Nachkriegsgesellschaft Unwissen über die Beteiligung der Ordnungspolizei am Zweiten Weltkrieg vor. In einem Leserinnenbrief in der Münsterschen Zeitung anlässlich des Vorhabens, in der Villa ten Hompel einen Geschichtsort zu eröffnen, hieß es 1997: „Münster darf durchaus stolz auf diese Dienststelle sein und sollte sich freuen, einen solchen 'weißen' Fleck aus dieser Zeit zu haben.“ Wie verbreitet das Wissen um den Fronteinsatz der Polizei schon während des Zweiten Weltkriegs gewesen sein konnte, zeigt unser Fundstück des Monats Dezember.
Auf der Vorderseite der Postkarte ist eine Kriegsmalerei zu sehen. Hier stehen zwei Männer mit Stahlhelmen und Gewehren, der linke in grüner, der rechte in grauer Uniform, in einer verschneiten Landschaft. Versehen ist das Bild mit dem Schriftzug „Die Polizei im Fronteinsatz“. Die Rückseite spezifiziert es als „Streife der Ordnungspolizei und der Sicherheitspolizei im Osten“. Die Botschaft ist deutlich: Die Polizei spielt so wie die Wehrmacht eine Rolle im Zweiten Weltkrieg und die an Propagandabilder der Wehrmacht angelehnte Darstellung stilisiert auch die Polizisten zu Helden.
Die Postkarte wurde 1942 anlässlich des jährlichen Tags der Deutschen Polizei gegen Spende verteilt. Die so zusammengekommenen Beträge sollten Mitbürger*innen zugutekommen, die dem rassistischen Weltbild des NS-Regimes entsprachen. Alle anderen blieben von dieser sozialpolitischen Maßnahme ausgeschlossen. Dass dieses Motiv den Weg auf eine Postkarte fand, die möglichst viele Menschen zum Spenden animieren sollte, zeigt, wie attraktiv es eingeschätzt wurde.
Schon in den vorherigen Jahren gab es ähnliche Postkarten: Zu einer Sammelaktion 1939/40 war ein Postkartenset mit verschiedenen Szenen des Einsatzes der Ordnungspolizei im Krieg gedruckt worden. Eine davon zeigt einen Posten mit Maschinengewehr auf einem Dach in Warschau, auf einer anderen graben Polizisten und Helfer in einem Gartengrundstück nach versteckten Waffen. Auf einem dritten Bild sitzen zwei Polizisten auf Pferden, zwei andere treten gerade aus einem Haus.
Die Bildunterschrift lautet: „Berittene Polizeistreife säubert ein von polnischen Mordbrennern besetztes Gehöft“. Die Verfolgung der einheimischen Bevölkerung unter dem Deckmantel der ‚Partisanenbekämpfung‘, die häufig mit Tötungen endete, wurde hier zum Sammelkartenmotiv. Das Wissen um die Rolle der Ordnungspolizei im Zweiten Weltkrieg wurde in propagandistisch aufbereiteter Form auf diesem Wege für breite Bevölkerungsteile zugänglich.