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Objekt des Monats
Dezember 2022: Wielengas Glocke
Die Haustürglocke in der Ausstellung
Unser Fundstück des Monats Dezember hat trotz ersten Anscheins nichts mit der Weihnachtszeit zu tun. Die unauffällige Haustürglocke stammt aus einer niederländischen Buchhandlung in Leeuwarden. Das Buchhändlerpaar Carel Juliaan Wielenga und Hieke Wielenga-Ypma stellte ein Hinterzimmer ihres Geschäfts der Widerstandsgruppe „L.O.“ zur Verfügung, die dort zwischen dem 25. Februar und dem 14. April 1945 mittels einer geheimen Telefonleitung eine Abhörstation einrichtete. Die Türglocke wurde während dieser sieben Wochen zur Alarmglocke umfunktioniert. Sobald das Klingeln ertönte, wussten alle im Innenraum Bescheid: Die Polizei oder SS-Leute sind in der Gegend, es droht eine Durchsuchung oder Razzia. Nachdem die Niederlande am 10. Mai 1940 von deutschen Truppen überfallen worden waren, folgte bis Kriegsende eine fünfjährige Besatzungszeit. Mehr als 100.000 Jüdinnen*Juden wurden aus den Niederlanden in die Vernichtungslager Richtung Osten deportiert. Schätzungen zufolge arbeiteten außerdem rund 500.000 Niederländer*innen – meist unter Zwang – in Deutschland. Die Ordnungspolizei hatte die Aufgabe, sowohl untergetauchte Jüdinnen*Juden als auch Personen, die sich dem Arbeitseinsatz in Deutschland entzogen, bei Razzien aufzuspüren.
Die Widerstandsgruppe 'L.O.'
Bei einem Teil der niederländischen Bevölkerung regte sich Widerstand gegen die Besatzer, der sich zum Beispiel in Form von Sabotage- und Spionageaktionen äußerte, wie im Falle der Gruppe „L.O.“ Hunderte Angehörige des niederländischen Widerstands wurden von den Deutschen exekutiert. Auf dem Schwarz-Weiß-Foto sind die Mitglieder der Widerstandsgruppe zu sehen: (v.l.n.r.) Lo van der Werf, Lykle van Dijk, Eeuwke Koopmans, Fokke Sierksma und Taeke Kuipers.
In den von der Widerstandsgruppe abgehörten Telefongesprächen leitete der SD (Sicherheitsdienst des Reichsführers SS) Informationen aus Verhören weiter, die zum Teil unter Folter durchgeführt wurden. Die Mitglieder der Gruppe dokumentierten diese Informationen und gaben sie weiter. Kurierinnen konnten die genannten Personen in Friesland und anderen Regionen rechtzeitig warnen und vor der Festnahme durch den SD bewahren. Als Dank für ihren gefährlichen Einsatz erhielten Carel Juliaan Wielenga und Hieke Wielenga-Ypma 1983 das Widerstandsverdienstkreuz von Prinz Bernhard der Niederlande. Die Glocke wurde von Dr. Maurits C.J. Wielenga, Sohn des Ehepaars, in die Sammlung der Villa ten Hompel gegeben.