Anton-Aulke-Straße
Benannt nach Anton Aulke (1887-1974) westfälischer Mundartdichter.
    Anton Aulke wurde am 14.7.1887 in Senden bei Münster/Westfalen geboren. Aulke
    war Schüler des Gymnasiums Laurentianum in Warendorf, studierte nach dem Abitur Philologie in
    Münster und Breslau und machte 1913 sein Staatsexamen. Nach seiner Referendarzeit in Rheine und
    Paderborn war er jahrzehntelang Studienrat am Gymnasium Laurentianum in Warendorf bis zu seiner
    Pensionierung im Jahre 1952. Bereits im Jahre 1909 erschien sein erster Gedichtband Fern
    leuchtet ein Land, 10 Jahre später das Buch Der Wanderer (1919), danach
    Verloren ist das Schlüsselein (1927). Zu Beginn seiner literarischen Laufbahn schrieb
    er hochdeutsch, erst später wandte er sich dem Plattdeutschen zu. Daneben schrieb er
    literaturwissenschaftliche Beiträge für Zeitschriften und war als Übersetzer tätig. Durch
    seinen Schelmenroman Nies (1936), seinen plattdeutschen Gedichtband Nao Hus
    (1951), durch Hörspiele und Bühnenstücke wurde er als münsterländischer Mundartdichter bekannt.
    Weitere plattdeutsche Bucher folgten. Aulke erhielt 1952 den Klaus-Groth-Preis der Stiftung FVS
    Hamburg, 1955 den Kulturpreis der Stadt Warendorf und 1961 den
    Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Er starb in
    Warendorf am 19.12.1974, wo er auch begraben liegt.
    Quelle: Dietmar Rost, Joseph Machalke, Juliglaut und Hiärwstgold, Münster 1987
    Die versunkene Welt von gestern
    1887 wurde der Heimatdichter Anton Aulke in Senden geboren
    'Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind.' Dieses gefühlte Wort aus Schiller
    'Don Carlos' könnte man als Motto über das Werk des plattdeutschen Autors Anton Aulke
    stellen, der am 14.7.1887 in Senden im damaligen Kreis Lüdinghausen geboren wurde und am
    14.12.1974 in Warendorf starb. Zu seinen Lebzeiten war der Begriff "Nostalgie" noch
    ungebräuchlich, heute aber muß man ihn auf diesen westfälisch-niederdeutschen Autor wohl
    wenden.
    Heitere Melancholie
    Es sind vorwiegend nostalgische Gedanken und Gefühle, die uns in Aulkes Lyrik und Prosa immer
    wieder begegnen. Er führt den Leser in liebevoller, häufig verklärender Erinnerung zurück in
    vergangene Zeiten: in das Leben und Treiben seines Heimatdörfchens Senden, in seine eigene
    verflossene Jugend, in die er sich vor allem in seiner Lyrik zurückträumt. Das umgibt seine
    Dichtung mit dem Glanz einer liebenswürdig heiteren Melancholie, auf die sich der Leser bald
    einstellt. Das Gestalten seiner Gegenwart, wie Augustin Wibbelt es meisterhaft leistet, oder
    das Umformen sozialer und religiöser Problematiken in dichterische Aussagen, wie es für Karl
    Wagenfeld typisch ist, liegt ihm fern.
    Im Jahre 1936 erschien Aulkes erstes plattdeutsches Buch, der Schelmenroman 'Nies - En
    plaseerlick Bok van Buern, Swien, Spök, hauge Härens un en unwiesen Kerl', in dem die
    Atmosphäre einer geschlossenen münsterländischen Dorfgemeinde um die Mitte des 19. Jahrhunderts
    neu auflebt. Aulke beschreibt ein Dorf, in dem der Kirchturm nicht nur äußerlich sichtbarer
    Mittelpunkt ist, sondern in dem sich das Leben aus christlicher Tradition her von selbst
    versteht. Ein Leben in heiterer Gelassenheit, voll von Schnurren der kauzigen und querköpfigen
    Gestalten.
    Die Figur des 'Nies'
    In diesem Buch zeichnet Aulkes sein Heimatdorf Senden mit Liebe und nicht ohne ein leichtes
    Eulenspiegel-Lächeln. In einem Brief aus dem Jahre 1954 schrieb er über den 'Nies':
    'In der Figur des Nies' steckt viel von mir selbst. Sie mögen es glauben oder nicht
    und in der 'Maricktrin' steckt viel von meiner Mutter. Die Gestalten des Wilm Büskes,
    des Franß Endtings, des Schmiedes Kasper Gresms usw. sind nach lebenden Modellen gearbeitet,
    natürlich nicht photographisch getreu.' Eigene Kindheits- und Jugenderinnerungen hat der Autor
    verwoben mit der in Senden historisch gewordenen Gestalt des 'Nies', eines
    Dorforiginals, das etwa fünfzig Jahre vor ihm gelebt hat und in der mündlichen Überlieferung
    lebendig geblieben war.
    Weitere Erzählungen von Aulke erschienen 1940 (De Düwel up'n Klockenstohl), 1956 (Plaseerlick
    Kunnen) und 1972 (De wunnerlicke Nachtreis). Das erste Lyrikbändchen kam 1951 unter dem Titel
    'Nao Hus' heraus. Später folgten die Sammlungen 'Unner de Ekken' (1955) und
    'En Krans för di'.
    Der Hörspielautor
    Viele erzählende Stoffe hat Aulke zu Hörspielen für den WDR umgeformt. Er gehört zu den
    bekanntesten westfälischen Hörspielautoren. Zu seinen Leistungen zählt auch die Herausgabe
    Wagenfeldscher Werke, die dann von Hannes Demming weitergeführt wurden.
    In der plattdeutschen Literatur Westfalens nimmt Aulke eine Sonderstellung ein. Noch
    Zeitgenosse Wibbelts und Wagenfelds und dann ein Vierteljahrhundert später von Norbert
    Johannimlo, Siegfried Kessemeier und Peter Kuhwiede, gehört er weder zu diesen noch zu jenen.
    Das literarische Format der Älteren zu erreichen, blieb ihm versagt, die moderne plattdeutsche
    Literatur lehnte er ab. Abseits vom Geschehen der Gegenwart und, was die Zukunft betraf,
    skeptisch bis resignierend, flüchtete er in eine skurrile Idylle und lyrische Vergangenheit.
    Hier lag seine Stärke. So führte er den Leser auf seine Weise in die versunkene Welt von
    gestern und vorgestern.
    Autor: Rainer Schepper
    Quelle: Westfälische Nachrichten am Dienstag, 14. Juli 1987
- Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren Anton Aulke
 - Anton-Aulke in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster
 
Nicht zu Lebzeiten!
    Straßenbenennungen nach Personen werden grundsätzlich erst dann beschlossen, wenn die Person
    verstorben ist. Bei insgesamt etwa 600 Straßen in Münster, die nach Personen benannt sind, hat
    es allerdings mehr als ein Dutzend Ausnahmen gegeben.
    Es sind:
- 1871 Wilhelmstraße nach Kaiser Wilhelm I., †1888
 - 1876 Piusallee nach Papst Pius IX., †1878
 - 1884 Leostraße nach Papst Leo XIII., †1903
 - 1896 Windthorststraße †1900
 - 1900 Kaiser-Wilhelm-Ring nach Kaiser Wilhelm II., †1941
 - 1900 Averkampstraße, nach Stadtrat Hermann Averkamp, †1907
 - 1905 Ulrichstraße, †1930
 - 1912 Peter-Büscher-Straße, †1919
 - 1914 Studtstraße, †1919
 - 1928 Althoffstraße, †1948
 - 1931 Ludwig-Dürr-Straße, †1956
 - 1934 Elsa-Brändström-Weg, †1948
 - 1958 Richard-Schirrmann-Weg, †1961
 - 1960 Agnes-Miegel-Straße, †1964
 - 1965 Heinrich-Brüning-Straße, †1970
 - 1970 Anton-Aulke-Straße, †1974
 - 1974 Heideggerstraße, †1976
 - 1974 Ernst-Schenke-Straße, †1982
 
    Es gibt in Münster 14 Straßen, die nach Dichtern der niederdeutschen Mundart benannt
    sind:
    Anton-Aulke-Straße, Brockmannstraße, Castelleweg,
    Eli-Marcus-Weg, Falgerstraße, Fritz-Reuter-Straße, Josef-Beckmann-Straße, Mehringweg, Natz-Thier-Weg, Paula-Wilken-Stiege,
    10
    Rinscheweg, Vollmerweg, Wibbeltstraße und Zumbroockstraße.
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