
(v.l.) Mechthild Pieper (Vorstandsvertreterin des Hauptsponsors Sparkasse Münsterland Ost) mit dem Kuratoren-Team Dr. Johannes Jansen (Institut für Didaktik der Geschichte der Universität Münster), Dr. Barbara Rommé (Stadtmuseum Münster) und Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck (Historisches Seminar der Universität Münster) © Stadt Münster/Britta Roski
Exponate aus den Jahren zwischen 1884 und 1918 mit Münsterbezug verdeutlichen, wie Völkerschauen, Kolonialwarenläden und zeitgenössische Alltagswaren auch in Münster Stereotype unterstützten und wie facettenreich die Auswirkungen der Kolonialpolitik bis heute sind.
In der Ausstellung zeigt das dreiköpfige Kuratoren-Team mit Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck (Historisches Seminar der Universität Münster), Dr. Johannes Jansen (Institut für Didaktik der Geschichte der Universität Münster) und Dr. Barbara Rommé (Stadtmuseum Münster) Münsters Verbindungen zum Kolonialismus an wichtigen Beispielen. In Zusammenarbeit mit zwölf weiteren Partnerinstitutionen schafft die Ausstellung Raum für unterschiedliche Erfahrungen und Stimmen zum Thema.
Historisches Seminar der Universität Münster mit digitaler Präsentation
Zwei vom Historischen Seminar der Universität Münster eigens entwickelte Beamerpräsentationen zeigen 35 digitale Beiträge zu Massendruckwaren mit kolonialistischen Einflüssen im Alltag. Unter den Exponaten befinden sich etwa Werbeplakate, Postkarten, aber auch Zeitungsanzeigen, die in Münster im 19. Jahrhundert im Umlauf waren. Die Beiträge, die in Seminaren unter der Leitung von Professorin Sarah Albiez-Wieck entstanden, ordnen textlich ein, wie sich der Blick auf den Kolonialismus im Laufe der Zeit verändert hat.
Institut für Didaktik der Geschichte mit repräsentativer Forsa-Umfrage
Was verbinden die Menschen mit jener Zeit, in der Deutschland Kolonien in vielen Teilen der Welt besaß? Ist ein Schlussstrich nötig oder eher eine Erinnerungskultur zum Beispiel durch die Einführung von Gedenktagen? Diese und weitere Fragen stellte das Institut für Didaktik der Geschichte der Universität Münster Menschen in einer aktuellen Studie mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa.
Antworten und aktuelle Daten aus der Umfrage wurden für die Ausstellung visuell aufgearbeitet. Unter anderem in grafischen Darstellungen von Prozentwerten, aber auch audiovisuell: Auf Monitoren werden O-Töne von in Münster befragten Menschen wiedergegeben. An Bildschirmen können Besucherinnen und Besucher ebenfalls ihre Meinung kundtun. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung der Forsa-Umfrage ein, die Dr. Johannes Jansen verantwortet.
Stadtmuseum Münster nimmt Völkerschauen und Kolonialwarenläden in den Fokus
Das Stadtmuseum Münster widmet sich in seinem Beitrag zwei bedeutenden Aspekten der Stadtgeschichte: den Völkerschauen und den Kolonialwarenläden. In einer Präsentation wird die Route in Deutschland nachgezeichnet, auf der der Kanadier Robert Cunningham australische Indigene in sogenannten Völkerschauen präsentierte. Auch der Zoo Münsters war Teil seiner Tour durch ganz Europa.
Eine zweite Präsentation fokussiert den starken Zuwachs an Kolonialwarenhandlungen in Münster in der Zeit von 1880 bis 1920. „Die Waren aus den Kolonien hatten einen so guten Ruf beim Publikum in Münster, dass es einen Boom an Geschäften gab, die das Wort ‚kolonial‘ in der Geschäftsbezeichnung trugen“, erläutert Barbara Rommé.
Beiträge von Initiativen und Vereinen
Einen zentralen Bestandteil der Ausstellung bildet die Darstellung der Perspektive von Menschen, die bis heute von kolonialen Machtverhältnissen und Nachwirkungen betroffen sind. Initiativen und Vereine aus Münster kommen zu Wort und geben Impulse für den Dialog, das kritische Nachdenken und einen wertschätzenden Umgang.
Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen
Die Präsentation ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des Stadtmuseums Münster, des Historischen Seminars und des Instituts für Didaktik der Geschichte der Universität Münster mit zwölf weiteren Partnerinstitutionen. Beteiligt sind neben den drei Hauptpartnern Afrika Kooperative e.V., Afrikanische Perspektiven e.V., Amt für Integration und Migration, Eine Welt Netz NRW, Cactus Junges Theater, Stadtarchiv Münster, Stadtbücherei Münster, Universität zu Köln, Villa ten Hompel, Volkshochschule Münster, Weltladen im Viertel, Westfälischer Kunstverein.
Zur Ausstellung gehört ein abwechslungsreiches Begleitprogramm mit öffentlichen Führungen, Studientagen für Schulen sowie Angeboten von Studierenden.