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Münster wird Teil des Projekts FrauenOrte NRW

Die nordrhein-westfälische Gleichstellungsministerin Josefine Paul und Bürgermeister Klaus Rosenau haben am Dienstagabend, 8. Juli, an der Aapromenade auf Höhe der Petrikirche den neuen „FrauenOrt“ in Münster eingeweiht.

Drei Personen an der Aapromenade

Bürgermeister Klaus Rosenau, NRW-Gleichstellungs-Ministerin Josefine Paul (Mitte) und Murielle Guéguen (FrauenRat NRW) weihten den neuen „FrauenOrt“ in Münster ein und würdigten das Wirken von Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel. © Stadt Münster/Meike Reiners

Gemeinsam mit Murielle Guéguen, der Vorsitzenden des Vereins FrauenRat NRW, würdigten Paul und Rosenau den Mut von Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel, die/der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts über Standes- und Geschlechtergrenzen hinwegsetzte. Linck zog sich Männerkleidung an, arbeitete unter neuem Namen als Mann und heiratete in Münster eine Frau. Nach einem Inquisitionsprozess wurde sie/er 1721 hingerichtet.

Die installierte Gedenktafel enthält Informationen zu Linck/Rosenstengel und ist eine von 52 Stellen in Nordrhein-Westfalen, an denen die NRW-weite Initiative „FrauenOrte“ an bemerkenswerte Persönlichkeiten an ihren Wirkstätten erinnert. Zu der Einweihung hatten die Stadt Münster, die Arbeitsgruppe Frauengeschichte Münster und der „FrauenRat“ eingeladen.

Als „FrauenOrte“-Schirmpatin verwies Josefine Paul auf die Bedeutung von sichtbaren Zeichen. Diese seien notwendig, um Anerkennung für vielfältige Lebensentwürfe wie den von Catharina Linck beziehungsweise Anastasius Rosenstengel zu erreichen. „Dieses Leben außerhalb traditioneller Geschlechternormen verdeutlicht, dass geschlechtliche Vielfalt historisch verankert ist. Der ‚FrauenOrt‘ in Münster unterstreicht die Verantwortung, konsequent gegen Diskriminierung und Gewalt gegenüber LSBTIQ*-Personen vorzugehen“, sagte Paul. 

Auch Klaus Rosenau hob die Bedeutung dieser Sichtbarkeit hervor: „Münster ist eine Stadt mit ausgeprägtem Geschichtsbewusstsein. Darum ist es gut, dass wir unsere Wertschätzung für gesellschaftliche Vielfalt auch in unserer Erinnerungskultur abbilden."

Über die Person

Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel führte in der Barockzeit ein nach heutigen Maßstäben queeres Leben. Geboren 1687, aufgewachsen im Waisenhaus in Halle, legte Linck schon als 15-Jährige Männerkleidung an und arbeitete unter männlichem Namen als Prophet, Soldat und Handwerker. Mit ihrer/seiner kirchlich angetrauten Ehefrau lebte er/sie eine Zeit lang in Münster. Von der argwöhnischen Schwiegermutter enttarnt und verraten, wurde ihr/ihm der Inquisitionsprozess gemacht und 1721 hingerichtet.

Hintergrund

Das Projekt „FrauenOrte“ macht außergewöhnliche Frauenpersönlichkeiten am Ort ihres Wirkens sichtbar. Träger für NRW ist der Verein FrauenRat NRW. Gefördert wird das NRW-Projekt durch das von Josefine Paul geleitete Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Mittlerweile gibt es 52 „FrauenOrte" in NRW, an denen historische Frauenpersönlichkeiten und ihre Lebensleistungen mit Info-Stelen und Gedenktafeln gewürdigt werden. Dabei handelt es sich unter anderem um Pädagoginnen und Politikerinnen, Malerinnen, Widerstandskämpferinnen und Wissenschaftlerinnen, Kirchenfrauen und Kriegsreporterinnen.

Amt für Gleichstellung

Infos beim Stadtarchiv

frauenorte-nrw.de